Mit Aermec hat der Regen kein leichtes Spiel
Regen hat im Laufe der Jahre viele Spiele in Wimbledon, dem Austragungsort des ältesten und prestigeträchtigsten Tennisturniers der Welt, verzögert. Nun aber heißt es Spiel, Satz und Sieg, da Aermec eine maßgeschneiderte Klimatisierungslösung bereitgestellt hat, die ins Spiel kommt, wenn das neue einziehbare Dach über dem Court No. 1 geschlossen wird. Dawn Brissenden hat sich zum weltberühmten Veranstaltungsort begeben, um zu sehen, wie das Ganze funktioniert.
Die Beziehung von Aermec zum All England Lawn Tennis Club (AELTC) begann mit der Lieferung von Kälteanlagen für das einziehbare Dach des Centre Court. Nun hat Aermec Kälteanlagen und Lüftungsgeräte (AHUs) für das Projekt Court No. 1 des AELTC geliefert.
Robert Deatker, Estate Director des All England Lawn Tennis Club, erklärte: „Unser Ziel ist es, in Wimbledon die schönste Bühne im Welttennis zu bieten. Die Sanierung von Court No. 1 war ein wichtiger Meilenstein in unserem Masterplan für die Anlage.
„Die perfekten Bedingungen zum Tennisspielen in so einer komplexen Umgebung zu erreichen, ist keine leichte Aufgabe. Aermec hat alles daran gesetzt, eine Lösung zu entwickeln, die Feuchtigkeit und Temperatursteuerung zum Wohle der Spieler und Zuschauer in Einklang bringt, wenn das Dach von Court No. 1 während des Turniers geschlossen wird.“
Insgesamt 26 extraleise Kälteanlagen und 12 sehr leise Lüftungsgeräte wurden festgelegt. Die Geräuschpegel waren ein wichtiger Aspekt. Zwanzig Kälteanlagen und die Lüftungsgeräte wurden in großer Höhe im Stadion positioniert. Diese mussten besonders leise sein, da viele der Zuschauer in den höheren Rängen sehr nahe an den Technikräumen sitzen, die sich über den Sitzen befinden. Die Einzigartigkeit des Projekts, die Lage des Veranstaltungsortes – von Wohnbauten umgeben – erforderte einiges an Planung und innovative Designs. Beim Centre Court befinden sich die Kälteanlagen vom Stadion entfernt, aber dieses Projekt war einzigartig, da die Kälteanlagen innerhalb der Struktur installiert werden musste, sodass das Projekt einmalig wurde. Auf Grundlage der Beteiligung am Centre Court arbeitete Aermec einen gänzlich individuellen Ansatz mit einer unüblichen Kriterienkombination aus. Graham Turner, Technischer Leiter von Aermec erklärte: „Aermec ist stets sehr viel daran gelegen, Lösungen zu entwickeln, die den Erwartungen der Kunden entsprechen – egal, wie herausfordernd das Ganze ist. Wir haben eine Lösung kreiert, die ein einzigartiges Kriterienpaket angesprochen hat; Geräusch, Zuschauerkomfort, Sicherheit der Spieler und Feuchtigkeitsgrad des Rasens, damit die Spieler nicht ausrutschen.”
„Alles musste zusammenpassen, man konnte nicht einfach ein Standardgerät nehmen und montieren. Es musste alles speziell auf das Projekt zugeschnitten werden, damit es den Anforderungen entsprach.”
Es wurde eine Prototyp-Kälteanlage entwickelt und in den Fertigungsanlagen und speziellen Testeinrichtungen in der Nähe von Verona in Italien gebaut. Nach einer erfolgreichen ersten Testreihe mit Erfüllung der geforderten Spezifikationen und Kriterien lud Aermec den AELTC dazu ein, bei den Tests am Prototyp dabei zu sein und das OK für die Herstellung der Anlage zu geben.
Es wurden nicht nur die Leistungsniveaus getestet, sondern auch umfassende akustische Tests in der Klimakammer von Aermec durchgeführt, wo die Bedingungen des Installationsorts simuliert werden konnten.
„Aermec verfügt über umfangreiche Testanlagen vor Ort in unserer Fabrik in Italien. In unseren Laboren in Italien verfügt Aermec über umfangreiche Testanlagen. Dort wurden umfassende akustische “Witness-Tests” durchgeführt, sodass das AELTC Team mit eigenen Augen die Erfüllung der Leistungsniveaus sowie der erforderlichen akustischen Kriterien feststellen konnte“ so Paul Lawrence, Managing Director von Aermec UK.
Sobald die Geräte fertig waren, folgten weitere Tests, um dem Kunden Sicherheit zu geben.
Ein ähnlicher Prozess wurde bei den 12 sehr großen maßgeschneiderten Lüftungsgeräten angewendet. Jedes Gerät wurde mit einem Luftvolumen von 12 Kubikmetern ausgestattet. Da die Zuschauer unter den Technikräumen Platz nehmen, musste die Lösung von Aermec garantieren, dass kein Schall durch die Geräte dringt, die von den Spielen ablenken und die Zuschauer stören könnte. Die Lüftungsgeräte wurden unter Entwurfsbedingungen vollständig auf Leistung getestet, was wiederum nur dank der Investition von Aermec in Klimakammern möglich war.
Aermec testete verschiedene akustische Materialien über mehrere Monate, um sicherzustellen, dass kein Schall aus den Geräten dringt. Sobald die gewünschten Resultate erreicht waren, begann Aermec mit dem Bau von soliden Stahlrahmen in der Fabrik, damit die Lüftungsgeräte 1,8 Meter über dem Boden aufgestellt werden konnten. Die Schallmessungen erfolgten dann unter den Geräten vor Ort.
Denn aufgrund des Standorts des AELTC mitten in einer Wohngegend war der Geräuschpegel essenziell. Da die Kühlanlage im Dach über den hinteren Sitzen des Publikums installiert wurde, musste der Geräuschpegel so niedrig wie möglich gehalten werden. Jedes Gerät wurde strengsten akustischen Tests unterzogen, um sicherzustellen, dass sie möglichst leise sind. Robert Deatker besuchte das Werk höchstpersönlich, um sich davon zu überzeugen, dass die Produkte den höchsten Standards entsprechen. Diese umfangreiche akustische Volllastprüfung wurde in der Nacht durchgeführt, damit keine Hintergrundgeräusche den Test stören konnten.
Die Kälteanlagen wurden in Etappen ab Anfang 2014 geliefert. Die extra geräuscharmen Slim-Kälteanlagen verfügten jeweils über eine Kapazität von 300 kW und Lüfter mit 320 Pa externem statischem Druck (ESP).
Es gab zahlreiche logistische Einschränkungen. Abgesehen vom Geräuschpegel mussten auch die Sichtverhältnisse für die Nachbarn im Gebiet möglichst berücksichtigt werden. Also musste man auch auf die Höhe von Dachanlagen und die Ästhetik achten.
Sechs Kälteanlagen wurden im Keller untergebracht. Die weiteren 20 Kälteanlagen wurden so konzipiert, dass sie in das schmale Dach des Court No. 1 passen. Um die akustischen Anforderungen zu erfüllen, wurden sie in fünf speziellen akustischen Gehäusen eingeschlossen, jedes Gehäuse enthält vier Kälteanlagen in einer 2×2 Doppeldeckeranordnung auf der Nordseite des Platzes und direkt über den Zuschauern. Die Gehäuse wurden so ausgelegt, dass sich nur auf einer Seite ein Lufteinlass befindet.
Robert Deatker meinte dazu: „Ich bin wirklich beeindruckt von Aermec, ich habe festgestellt, dass man mit dem Unternehmen gut zusammenarbeiten kann, als ich nach Italien fuhr und die Tests sah, wie viel Arbeit sie in alle Tests gesteckt haben und wie sehr sie darauf geachtet haben, dass die Tests richtig gemacht werden.
Sie wussten, dass das nicht einfach so ‚im Vorübergehen‘ erledigt werden kann. Die Ingenieure setzten alles daran, den Test korrekt einzustellen und durchzuführen, es zeigte mir, wie stolz sie auf ihr Produkt waren und die Aufmerksamkeit auf Details; eine solche Kultur entspricht der Kultur, die wir hier haben.”
Es wurden EC-Direktantriebslüfter verwendet, um die Inbetriebnahme zu vereinfachen und präzise Luftmengen einzustellen, ohne dass Riemenscheiben- und Riemenwechsel erforderlich sind. Außerdem wurden Wechselrichterpumpen mit variierender Druckregelung verwendet, um eine konstante Durchflussrate sicherzustellen, da sich die Anzahl der in Betrieb befindlichen Kälteanlagen erhöht und verringert.
Die Lüftungsgeräte wurden in individuellen Stahlrahmen angebracht. Akustische Gehäuse waren nicht erforderlich, da die Lüftungsgeräte entsprechend darauf ausgelegt waren, die Geräuschspezifikationen zu erfüllen. Jedes Gerät hat 50 mm dicke Verkleidungen mit einer Mineralwolleisolierung von 100 kg / Kubikmeter und 1,2 mm dicken galvanisierten Stahl innen und außen. Der Gebläsebereich verfügt über 150 mm Verkleidungen mit extra Isolierung, um die Geräuschemissionen des Lüfters zu verringern.
Die Lüftungsgeräte wurden in einem komplexen Netzwerk aus Stahl und Rohrleitungen mit vier Geräten auf der Ostseite des Platzes, vier auf der Westseite und vier auf der Südseite untergebracht. Die Geräte wurden abschnittsweise auf dem Dach installiert und Aermec führte die abschließenden Anschlüsse durch, sobald alle Abschnitte angebracht waren.
Das Schließen des einziehbaren Dachs dauert zwischen acht und zehn Minuten und die Lüftungsgeräte gehen in Betrieb, sobald das Dach geschlossen wird. Je nach Bedingungen kann es ein paar Minuten dauern, bis die Klimaanlage die Temperaturbedingungen im Stadion angepasst hat und die Spiele fortgesetzt werden können.
Eine der größten Herausforderungen für Aermec bei der Arbeit an einem so einzigartigen Projekt bestand darin, die erforderlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsniveaus zu erreichen. Außerdem musste der Rasen vor Feuchtigkeit geschützt werden, damit die Spieler nicht ausrutschen. Die Sensoren befinden sich am Rand des Rasenplatzes und weitere Sensoren sind in den Dachstühlen untergebracht, um die Feuchtigkeits- und Temperaturniveaus zu überwachen.
Was die meisten Leute bei diesen Lüftungsgeräten und Kälteanlagen nicht realisieren, ist, dass sie nicht für das Publikum oder die Sportler installiert wurden, aber beiden trotzdem nützen. In Wirklichkeit wurden diese Produkte für den Rasen entwickelt.
Sicherzustellen, dass sich am Court No. 1 keine Feuchtigkeit oder Kondenswasser bilden, ist grundlegend für die Leistung der Spieler. Wenn nur ein einziger Rasenabschnitt nass ist, könnte ein Spieler ausrutschen.
Wenn das Dach geschlossen ist, fährt das System den Feuchtigkeitsgrad um rund 50 Prozent RH herunter, damit sich kein Kondenswasser auf der Rasenoberfläche oder auf der Dachstruktur bildet. Priorität für das System hatte der Rasen. Außerdem musste sichergestellt werden, dass die Luftbewegung nicht die Bewegung des Tennisballs stört. All dies wurde von ME Engineers mithilfe von rechnergestützter Strömungsdynamik konzipiert.
Diese Kühlanlage scheint eine der am wenigsten genutzten der Welt zu sein, da sie nur benötigt wird, wenn während der Wimbledon Championships das Dach über Court No. 1 geschlossen wird – aber dieser Eindruck täuscht. Der AELTEC hat die Kühlanlage im Dach des Court No. 1 verwendet und zu einem Teil eines anlagenübergreifenden Energiezentrums gemacht, das andere Bereiche wie das Museum speist, wodurch die Zukunftssicherheit der Technologie unter Beweis gestellt wurde.
Aermec hat mit dem AELTC und ME Engineers zusammengearbeitet, die die kompletten M & E-Dienstleistungen für die Sanierung des Court No.1 entworfen haben und auch am Centre Court-Projekt beteiligt waren.
ME Engineers hatte an einigen der bekanntesten Gebäude gearbeitet und mehrere Stadionprojekte erfolgreich abgeschlossen. Das Unternehmen gilt als Marktführer in diesem Bereich.
Die enge Zusammenarbeit aller Parteien hat eine robuste Lösung ergeben, die zeitgerecht fertiggestellt wurde, genau den Kriterien des Kunden entspricht und sicherstellt, dass das Spiel auf Court No. 1 nicht unterbrochen wird – egal, bei welchem Wetter.